Eidg. Fachausweis

Handwerker/in in der Denkmalpflege BP

pflegen, instandhalten, analysieren, beraten, renovieren

Handwerker/in in der Denkmalpflege BP
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Was macht ein/e Handwerker/in in der Denkmalpflege BP?

Damit Baukulturgüter erhalten bleiben, braucht es Spezialisten wie die Handwerker und Handwerkerinnen der Denkmalpflege. In welcher Fachrichtung auch immer sie tätig sind, mit speziellen Kenntnissen und Fertigkeiten halten sie historisch und kulturell wertvolle Objekte wie Schlösser, Kirchen, alte Villen oder Gartenanlagen instand. Die zur Arbeit notwendigen Materialien und Werkzeuge wenden sie mit traditionellen, aber auch mit modernen Techniken an. Das Analysieren von Bausubstanzen und das Planen der Arbeiten bestimmt die Vorgehensweise.

Diese Berufsleute sind nicht nur in handwerklich ausführender, sondern auch in beratener Funktion tätig. Bei ihrer Arbeit orientieren sie sich stets an den Grundsätzen der Denkmalpflege. Sie sind sich der Werte der restaurationsbedürftigen Objekte bewusst und verfügen über das nötige Hintergrundwissen, um die antiken und kulturellen Güter in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten.

Fachrichtungen

Handwerker und Handwerkerinnen in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Gartenbau pflegen die Gärten von historischen Anlagen. Mit geschultem Auge achten sie darauf, dass die Gärten und Grünanlagen zusammen mit den Gebäuden, Wegen und Mauern eine Einheit bilden. Sie bestimmen die ursprüngliche gestalterische Idee und wissen, welche Pflanzen und Zierformen dazu gehören. Haben die Gärten durch Fremdeinwirkung gelitten, versuchen sie deren ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Sie stellen alte, verwilderte Gärten instand und sanieren diese mit den richtigen Materialien und Bautechniken. Dafür züchten sie passende traditionelle Pflanzenarten. Sie terminieren die Pflegearbeiten in den historisch wertvollen Gartenteilen und führen sie fachgerecht aus.
Handwerker und Handwerkerinnen in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Holzbau nehmen sich historischen Holzbauten an. Sie beurteilen den Bestand und die Beschaffenheit von antiken Fachwerkbauten, Dachwerken und anderen Holzkonstruktionen. Sie prüfen, ob die vorhandenen Konstruktionen, Verkleidungen (aussen) und Ausstattungen (innen), wie Wand- und Deckenverkleidungen, Böden, Türen, Tore, Treppen und Fensteröffnungen) sicher sind, um Schäden zu verhindern. Dann entwerfen sie Varianten zur Reparatur, Erhaltung und Erneuerung von Tragwerken. Alte Verbindungen aus Holz bearbeiten sie schonend mit traditionellen Werkzeugen wie der Zweimannsäge oder dem Handhobel oder auch mit modernen Maschinen wie der Kettensäge.
Handwerker und Handwerkerinnen in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Malerei bereinigen schadhafte Stellen, um die Substanz zu erhalten. Als erstes bereiten sie den Untergrund für die Materialverarbeitung vor (Putz, Stuck, Stein oder Farbe). Dann entscheiden sie sich für einen geeigneten, traditionellen Werkstoff, wie Kalkfarbe, Kalkkaseinfarbe oder Leimfarbe. Die Fachleute wenden stets historisch relevante Verarbeitungsweisen an. An den Aufbau werden primär materialtechnische und bauphysikalische Anforderungen gestellt. Die Oberfläche muss hingegen auch optischen Anforderungen im Hinblick auf Tonalität und Struktur gerecht werden, wobei die Antragsart eine wichtige Rolle spielt.
Handwerker und Handwerkerinnen in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Mauerwerk / Verputz nehmen sich antiken Mauern an. Sie orten die bestehenden Läufer und Binder und überprüfen deren Zustand. Sie bereinigen schadhafte Stellen versiert, ohne dass Beschädigungen an der Originalsubstanz entstehen. Sie erledigen Festigungen, Hinterfüllungen und Überarbeitungen mit einer reversiblen Opferschicht und passen diese stets situativ den Gegebenheiten am Objekt an. An den Aufbau werden primär materialtechnische und bauphysikalische Anforderungen gestellt. Diese berücksichtigen die Fachkräfte bei ihren Eingriffen, damit die Statik nicht beeinträchtigt wird. Wo nötig, kratzen sie zudem defekte Fugen aus und stopfen bzw. verzwickeln diese. Zudem schützen sie das Mauerwerk mit traditionellen Verfahren wie dem Opferputz und achten darauf, dass die Oberflächen den optischen Anforderungen im Hinblick auf Tonalität und Struktur gerecht werden.
Handwerkerinnen und Handwerker in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Möbel und Innenausbau sind darauf bedacht, dass historische Inneneinrichtungen für die Nachwelt erhalten bleiben. Sie reparieren und vervollständigen antike Vertäfelungen, Verkleidungen, Türen, Geländer und Möbel. Sie begutachten die Konstruktionsweise sowie die Materialien von Objekten und erkennen deren Funktion und Stil. Dann führen sie Ergänzungen und Wiederherstellungen in traditio­nellen Verfahren aus. Dazu gehören auch entsprechende Oberflächenbehandlungen wie das Polieren mit Schellack. Der Erhalt und die Ergänzung von Intarsien und Furnieren sind heikle und Geduld erfordernde Tätigkeiten. Deshalb integrieren die Fachleute die Materialien (Furniere, Schildpatt, Leder, Perlmutt, Metalle etc.) und deren Verbindung mit dem Untergrund stets mit viel Feingefühl. Oberflächen reinigen sie mit geeigneten Reinigungsmitteln. Auch Schlüssel, Schlösser und Beschläge bearbeiten sie mit viel Geduld.
Handwerkerinnen und Handwerker in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Naturstein sanieren und ergänzen Mauern, gliedernde Fassadenelemente, ornamentalen Schmuck sowie Fassadenplatten an historischen Gebäuden wie Kirchen, Klöstern, Altstadthäusern und Villen. Sie bereinigen schadhafte Stellen, möglichst ohne dass Beschädigungen an der Originalsubstanz entstehen. Sie bringen Festigungen und Hinterfüllungen an. Um die Mauern zu sanieren, stellen sie detailgetreue Nachstellungen von Werkstücken her und versetzen diese. Dafür bearbeiten sie die Oberflächen originalgetreu und achten auf die Wahl des Steinmaterials zur Angleichung an den Bestand. Wenn Reparaturen nicht mehr möglich sind, schaffen die Fachleute neue Elemente und integrieren diese in bestehende Werke. Dies nennt sich auch die Herstellung einer Vierung. Dabei sind die Form und das verwendete Material der Vierung wichtig, um einen kraftschlüssigen Verbund und gleichzeitig eine Einfügung in den Bestand zu erreichen.
Handwerkerinnen und Handwerker in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Pflästerung und Trockenmauerwerk analysieren Pflästerungen auf Strassen, öffentlichen Plätzen oder in Innenhöfen. Dann starten sie einen kontrollierten Rückbau um wertvolle Einsichten in den technischen Aufbau der vorgefundenen Altpflästerung bzw. des Trockenmauerwerks zu gewinnen, damit deren materielle Zusammensetzung erhalten bleiben können. So stellen sie sicher, dass sich die Pflästerung resp. das Trockensteinmauerwerk harmonische in den denkmalpflegerisch geschützten architektonischen Kontext integrieren. Dann realisieren sie den neuen Unterbau entsprechend der zu erwartenden Belastungen. Sie wählen die Materialien und Verlegearten, die dem Charakter der alten Steine sowie der Umgebung entsprechen und verlegen die einzelnen Steine in aufwändiger Handarbeit. Naturstein-Trockenmauerwerk erstellen sie im Gegensatz zu betonierten Mauern gänzlich ohne Mörtel und Beton. Traditionsgemäss wird dafür meist nur ortsnah verfügbarer Naturstein verwendet.
Handwerkerinnen und Handwerker in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Stuck sanieren Stuckaturen von Innenräumen und Fassaden antiker Gebäude. Sie prüfen historische Dekorationen und bereinigen schadhafte Stellen, ohne dabei die Originalsubstanz zu beschädigen. Dafür mischen sie Mörtel und Feinputze in traditioneller Zusammensetzung. Dann reparieren oder ergänzen sie damit die bestehenden Wand- und Deckengestaltungen. Festigungen, Hinterfüllungen sowie Überarbeitungen mit einer reversiblen Opferschicht zählen zum Bestandserhalt. Ausserdem beherrschen sie die Techniken historischer Verputzaufbauten von der Unterkonstruktion über den Verputzträger bis zum Deckputz. Sgraffito und weitere dekorative Handwerkstechniken runden ihre Fähigkeiten ab.

Was und wozu?

  • Damit kulturell wertvolle Bauten, wie historische Schlösser, Kirchen, Villen oder Gartenanlagen nicht aufgrund witterungsbedingten Schäden verfallen, pflegt und unterhält sie der Handwerker in der Denkmalpflege sorgfältig und individuell.
  • Damit sie die Denkmäler bestmöglich pflegen und unterhalten kann, analysiert die Handwerkerin in der Denkmalpflege die vorhandene Bausubstanz und die angewandten Techniken und plant stil- und materialgerechte Lösungen.
  • Damit Gebäude mit Schäden, die nicht mehr repariert werden können, nicht abgerissen werden müssen, schafft der Handwerker in der Denkmalpflege neue Elemente mit historischen Techniken und integriert diese in die bestehenden Objekte.
  • Damit die Umgebung durch ihre Reparatur- und Wartungsarbeiten nur wenig belastet wird, setzt die Handwerkerin in der Denkmalpflege Umwelt- und Energieanliegen im Einklang mit denkmalpflegerischen Massnahmen um.

Facts

Zutritt
Bei Prüfungsantritt:

a) Eidg. Fähigkeitszeugnis in einem der Fachrichtungen verwandten Beruf oder

b) gleichwertiger Ausweis sowie 2 Jahre Berufspraxis in einem fachverwandten Beruf oder

c) mind. 6 Jahre Berufserfahrung in einem einschlägigen Beruf der gewählten Fachrichtung sowie

d) mindestens 1 Jahr Berufspraxis oder Beteiligung an 5 oder mehr Projekten mit historisch wertvollen Objekten, Bauten, Bauteilen oder Anlagen und

e) die erforderlichen Modulabschlüsse oder Gleichwertigkeitsbestätigungen.
Ausbildung
4 Semester berufsbegleitende Ausbildung.

Es gibt acht Fachrichtungen: Gartenbau, Holzbau, Malerei, Mauerwerk/Verputz, Möbel und Innenausbau, Naturstein, Pflästerung und Trockenmauerwerk, Stuck.

Hinweis: Die Kurskosten werden teilweise vom Bund übernommen. Absolventen/-innen einer Berufsprüfung können beim Bund einen Subventionsantrag stellen, womit 50% des Kursgeldes (höchstens 9'500.–) sowie zusätzlich 4'000.– (sofern Mitgliedsfirma) aus dem Weiterbildungsfonds zurückerstattet werden.
Sonnenseite
Handwerker und Handwerkerinnen in der Denkmalpflege tragen dazu bei, dass historische Gebäude und deren Gartenanlagen bestehen bleiben und dadurch die Geschichte weiterlebt. Ihre Arbeit ist abwechslungsreich, sie arbeiten z.B. auch in Neubauprojekten mit, wo Ausführungen in historischen Techniken verlangt werden.
Schattenseite
Die Berufsleute arbeiten oft im Freien, wo sie der Witterung ausgesetzt sind.
Gut zu wissen
Handwerker und Handwerkerinnen in der Denkmalpflege arbeiten in handwerklichen Unternehmen aus den Bereichen Holzbau, Innenausbau, Malerei, Gipserei, Garten- und Landschaftsbau, Pflästerei, Plattenlegerei oder Bau.

TOP 10 Anforderungen

unverzichtbar
unverzichtbar
wichtig
sehr wichtig
wichtig
sehr wichtig
sehr wichtig
unverzichtbar
unverzichtbar
wichtig

Karrierewege als Handwerker/in in der Denkmalpflege BP

Es bestehen Weiterbildungsangebote von Berufsverbänden sowie von Fach- und Berufsfachschulen.

Konservator/in-Restaurator/in FH (Bachelor)

Techniker/in HF Bauplanung (eidg. Diplom)

Handwerker/in in der Denkmalpflege BP

Berufliche Grundbildung (EFZ) im Bereich der gewählten Fachrichtung (siehe Zutritt)

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